Gunter Kleefeld hat uns seinen Zeitungsbericht aus der Badischen Zeitung vom 28.Februar 2006 zur Verfügung gestellt. Danke Gunter!

Sitten wie im Wilden Westen
Bei der Munzinger Fasnet ging es diesmal kurz und knackig zur Sache / Und der Gigili-Turm blieb eine geschlossene Veranstaltung

MUNZINGEN. Brechend voll war auch in diesem Jahr die Schlossbuckhalle beim großen Zunftabend der Vereinsgemeinschaft. Er wurde erstmals allein von Georg Maier moderiert, der bei der vorangegangenen Fasnet noch als Azubi fungiert hatte. Zunftvogt Max Weismann, der die Moderation jahrelang übernommen hatte, ließ heuer aus Rio grüßen, wo er angeblich zur karnevalistischen Fortbildung weilte.

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Großer Andrang herrschte beim Umzug am Sonntag an den “Tankstellen” auf der Umzugsroute durch Munzingen.

Als Gralshüterin der Munzinger Fasnet stieg zunächst Oberzunftvögtin Waltraud Moll in die Bütt, und zwar unter dem Motto “Jetzt erst recht” : Erst kürzlich hatte sie sich bei einem Fahrradunfall erhebliche Gesichtsverletzungen zugezogen. Sie habe eigentlich in Rente gehen wollen, doch fehle es an büttenwilligem Nachwuchs, und so sei sie halt nochmals eingesprungen.

Immerhin gab´ s von den Gigili-Geistern eine ganze Reihe gelungener Programmbeitäge: ein “Grufti-Ballett” , eine schwungvolle Abba-Parodie und fünf Robin Hoods, die tänzerisch dem Männerballett Konkurrenz machten. Probleme hatten die fünf Jungs freilich, ihr Versprechen einzulösen, bei jeder Zugabe ein Kleidungsstück abzulegen — denn ganz ohne wollten sie am Ende dann doch nicht auf der Bühne stehen.

Vom Turnverein gab es eine perfekt koordinierte Jazztanzgruppe zu sehen, und die Winzerkapelle, die als “Black-Martin-Band” im New-Orleans-Look den Abend musikalisch begleitete, fand daneben auch noch Zeit für einen gewohnt frechen Auftritt. Nachdem die Musiker mit einem Trauermarsch eingezogen waren, gab es eine Totenrede auf die Munzinger Straßenfasnet: Die von der Vereinsgemeinschaft beschlossene Reduktion der “Tankstellen” auf der Umzugsroute werde dem sonntäglichen Fasnetstreiben den Garaus machen, so die Befürchtung.

Der Gitarren- und Mandolinenverein war prächtig kostümiert als Indianerstamm. Die Squaws von Häuptling “Schinnetou” hatten sich ausgerechnet den Munzinger BZ-Berichterstatter als Opfer ausgeguckt. Als Bleichgesicht “Spitze Feder” musste er am Marterpfahl mit seinem Skalp für seine Untaten büßen: So hatte der BZ-Mitarbeiter es gewagt, Berichte auch über das benachbarte Tiengen zu schreiben, und die Dreistigkeit besessen, den letztjährigen Lindenbaumhock wegen Urlaubs zu versäumen.

BZ-Redakteur in Munzingen am Marterpfahl
Von wegen Beobachterrolle: Beim Munzinger Zunftabend stand der BZ-Mitarbeiter ruckzuck am Marterpfahl.

Im passenden Westernlook lieferte das Munzinger Männerballett den krönenden Abschluss. Die Cowboys und Cowgirls waren höchst einfallsreich kostümiert, und ihre tänzerische Darbietung weckte Beifallsstürme. Insgesamt war das Programm um einiges kürzer als in den Vorjahren, doch ging es ohne Pausen und technische Pannen perfekt über die Bühne. Mit den Freiburger Turmsträßlern und den Kolbedreschern aus Gündlingen gab es nur zwei Gastauftritte. Vermisst wurden die temperamentvollen Mädels von der Rimsinger Winzergarde und die Guggenmusiker aus Basel, die seit Jahren die Munzinger Fasnet bereichert hatten.

Entgegen der Befürchtungen: Beim Umzug musste keiner dürsten

Anderntags beim Umzug war von Grabesstimmung dann doch nichts zu spüren, und zu trinken gab´s für alle genug. Wer dennoch zu kurz gekommen war, konnte sich an der letzten Station am Schlossbuck an einem Stand der Gigili-Geister erstmals noch einen Wein kaufen. Da der Verkauf von Wein auf der Munzinger Straßenfasnet bis dato nicht üblich war, hatte ein Winzer flaschenweise “Boykott-Wein” verschenkt — als Vorrat für die letzte Umzugsstation. Und der Munzinger Zunft wurde von der Winzerkapelle nach dem Umzug noch einer eingeschenkt: Am Abend stand ein Sarg vor der Tür des Gigili-Turms, der an diesem Tag zur allgemeinen Überraschung geschlossen geblieben war. Aufschrift: “Lokal wegen Trauerfeier geschlossen.”